Richard von Weizsäcker

Egal wie man politisch aufgestellt sein mag, dass mit dem Tod von Richard von Weizsäcker (eigentlich Richard Karl Freiherr von Weizsäcker) einer der großen deutschen Politiker verstorben ist steht außer Frage.

Der Tod hinterlässt für die Hinterbliebenen immer eine Lücke, die meist mit Trauer und Schmerz aufgefüllt wird. Doch sollte nach einem 94 jährigen Leben nicht nur der Verlust, den es wohl zu beklagen gilt,  im Vordergrunde stehen, sondern auch der Gewinn, welchen man 94 Jahre lang genießen durfte.

Blicken wir mal in die Stationen dieses außergewöhnlichen Lebens.

Richard v. Weizsäcker wurde am 15. April 1920, als viertes Kind in die Diplomatenfamilie von Ernst und Marianne, in Stuttgart geboren. Er erlebte mit seinen Eltern und Geschwistern Carl Friedrich, Adelheid und Heinrich Viktor seine Kindheit in Basel, Kopenhagen, Oslo und Bern. Die Diplomatentätigkeit seines Vaters führte Ernst v. Weizsäcker später sogar als Botschafter des Heiligen Stuhls nach Rom.

Nach erfolgreichem Abitur kämpfte Richard v. Weizsäcker im zweiten Weltkrieg mit seinem älteren Bruder Heinrich beim Polenfeldzug. Sein Bruder fiel im September 1939. Richard beerdigte an diesem Abend seinen Bruder eigenhändig.

Sein beruflicher Werdegang brachte ihn in die Wirtschaft, wo er bei Firmen wie bei der Mannesmann AG, dem Bankhaus Waldthausen und dem Chemie- und Pharmaunternehmen Boehringer Ingelheim tätig war.

1965 erhielt er die Promotion zum Dr. jur. In den Jahren 1964 – 1970 und 1979 – 1981 war er der Präsident des evangelischen Kirchentages. Ab 1969 Mitglied im Deutschen Bundestag und ab 1976 im Schattenkabinett von Helmut Kohl. In den Jahren 1979 – 1981 war Richard v. Weizsäcker Vizepräsident des Deutschen Bundestages.

In den Jahren 1981 – 1984 war Richard v. Weizsäcker Berliner Bürgermeister. 1966 – 1984 war er Mitglied im Bundesvorstand der CDU. Dieses Amt legte er mit seinem Amt als Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland, welches er von 1984  bis 1994 ausübte, nieder.

In seiner zweiten Amtszeit lag auch die Wiedervereinigung Deutschlands im Jahre 1989.

Richard v. Weizsäcker erhielt im Laufe seines Lebens weit über 50 unterschiedliche Auszeichnungen und Ehrungen, darunter das Eiserne Kreuz erster und zweiter Klasse und den Preis für Verständigung und Toleranz, welcher vom jüdischen Museum Berlin verliehen wird. Ebenso zahlreiche Schulzentren im In- und Ausland, welche nach ihm benannt wurden und Ehrenbürgerschaften in unterschiedlichen Städten, wie zum Beispiel Danzig. Zusätzlich erhielt v. Weizsäcker 13 mal die Ehrendoktorwürde verliehen.

Seine Ehefrau Marianne v. Weizsäcker, geborene Kretschmann, heiratete er 1953 und bekam mit Ihr in den Jahren 1954, 56, 58 und 60 die Kinder Robert Klaus, Andreas, Marianne Beatrice und Fritz Eckhart. Andreas von Weizsäcker verstarb 2008 und seine Eltern mussten ihn zu Grabe tragen.

Heute am Tag des Abschieds wünschen wir den drei Kindern mit ihren Familien und der Ehefrau Marianne als Hinterbliebene viel Kraft in der Zeit des Loslassens und der Trauer. Gemeinsam wollen wir uns an Richard v. Weizsäcker erinnern, als den, der er war, ein Mann mit Kampfgeist und Menschlichkeit, ein Mann der Nähe, Toleranz und die Kommunikation suchend. Ein Vorbild im Aufeinander zugehen und im Respekt und der Wertschätzung des Anderen, ein Vorbild für viele Generationen und Nationen.